Komplexe Lieferketten der Modeindustrie spannen sich um den Globus mit immensen Auswirkungen wie Arbeitsrechts und Umweltschutzverletzungen.
Rohmaterialien
Baumwolle macht heute rund ein Viertel des gesamten Textilfasermarkts aus. Weltweit arbeiten 50 Mio. Bäuerinnen und Bauern im Baumwollanbau, 200 Millionen Menschen hängen von diesem landwirtschaftlichen Produkt ab. Für einige Länder in den subtropischen Zonen Afrikas, wie z.B. Mali, ist Baumwolle eine der wichtigsten Einnahmequellen. Nahezu überall wird der Baumwollanbau subventioniert. In Ländern wie den USA, Brasilien, Australien, Argentinien und in Teilen Chinas wird der Baumwollanbau hochmechanisiert durchgeführt. Auf riesigen Feldern werden genveränderte Hochleistungssorten angebaut. Sie werden aus Flugzeugen heraus mit Pestiziden behandelt, mit Herbiziden entlaubt und anschließend mit riesigen Maschinen abgeerntet.
Beim Baumwollanbau werden enorme Mengen an Wasser (siehe Fakten verbraucht, um ein T-Shirt oder eine Jeans herzustellen. Der Aralsee in Zentralasien ist wegen der Bewässerung der Baumwollfelder stark geschrumpft. Aber nicht nur die Umwelt hat furchtbar gelitten. In Usbekistan werden 1-2 Millionen Schulkinder, Lehrkräfte und Staatsangestellte jedes Jahr vom Staat zur Baumwollernte zwangsverpflichtet. Und ihre Gesundheit leidet extrem: Die Baumwollfelder werden mit giftigen Substanzen gespritzt. Pestizide wie DDT, Toxaphen und Phosalon sind krebserregend und inzwischen ist der Speiseröhrenkrebs in der Region 25-mal häufiger als im Weltdurchschnitt.
Um die erforderlichen Chemikalienmengen zu reduzieren, wurden genetisch modifizierte Sorten entwickelt. Laut Transgen beruhten im Jahr 2014 ca. 68 Prozent des weltweiten Baumwollanbaus auf gentechnisch modifizierten Pflanzen (zumeist die sog. Bt-Baumwolle). Genverändertes Saatgut ist ca. vier- bis sechsmal so teuer wie konventionelles Saatgut und durch Patente geschützt. Die Bauern werden vertraglich verpflichtet, jedes Jahr neues Saatgut zu kaufen.
Besonders fatal ist diese Situation für die Kleinbauern in Indien und den afrikanischen Anbauländern. Um neues Saatgut kaufen zu können, müssen sie nicht selten Kredite aufnehmen. Fällt eine Ernte schlecht aus, führt dies zu immer weiterer Verschuldung. Dieser Umstand wird mit den steigenden Selbstmordzahlen bei indischen Bauern in Zusammenhang gebracht. Im ersten Halbjahr 2015 nahmen sich alleine im Bundestaat Maharashtra 1.600 Bauern das Leben.
Spinnen
60 Prozent aller Spinnereien Indien liegen im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu. Dort werden Mädchen im Alter von 14-18 Jahren in den Spinnereien wie Sklavinnen gehalten.
Konfektion
Die Mehrheit unserer Kleidung wird in den asiatischen Fabriken zusammengenäht, zu 70-80 Prozent von jungen Frauen unter unwürdigen Arbeitsbedingungen. Nach China ist Bangladesch der weltweit zweitgrößte Exporteur von Kleidung, aber auch in der Türkei und Osteuropa wird viel genäht. 2013 ereignete sich das schlimmste Unglück in der Geschichte: Es stürzte in Bangladesch das Rana Plaza Gebäude mit 5 Fabriken zusammen: 1138 Menschen, vor allem Frauen, starben, über 2000 wurden verletzt.
Mehr Informationen über die Arbeitsbedingungen in der Konfektion
Credits:
Illustrationen: Monja Gentschow
Recherche: Simone Seisl
Text: FEMNET